2. Juli 2006

Gönn dich das mal

Die Viertelfinals liegen hinter, die Halbfinals vor uns und was fällt auf? Irgendwie ist alles anders als erwartet und dennoch spricht alles für Deutschland.

1. Old Europe at its best: Wer etwa hätte gedacht, dass die besten vier Mannschaften der Welt allesamt aus Europa kommen. Es bleibt also dabei: Mit einer Ausnahme (Brasilien 1958 in Schweden) ist auf europäischem Boden bisher nur europäischen Teams der ganz große Wurf gelungen.

Genau genommen findet die WM zum zehnmal in Europa statt. Jeweils dreimal siegten Deutschland (1954, 1974, 1990) und Italien (1934, 1938, 1982) und jeweils einmal England (1966) und Frankreich (1998). Ein Kopf-an-Kopf-Rennen also zwischen Gastgeber Deutschland und der Squadra Azzura.

Uns steht somit ein Halbfinale bevor, das richtungweisend sein wird, was die Vormachtstellung in Europa angeht. Ein Halbfinale, das im Grunde aber schon entschieden ist. Denn, wenn die Titelanzahl nicht ausreicht, um einen Favoriten festzumachen, dann muss halt auf die Vizemeisterschaften geschaut werden. Und hier ist das Ergebnis eindeutig: 4:2 für Deutschland.

2. Klose macht den Unterschied: Eine alte Fußballerweisheit besagt, dass man mit einem guten Sturm zwar Spiele, Meisterschaften aber nur mit einer guten Abwehr gewinnen kann. Nun, ohne das Phrasenschwein unnötig mästen zu wollen, das Runde muss ins Eckige – egal wie, egal durch wen. Ob nun in der regulären Spielzeit oder aber spätestens im Elfmeterschießen, ohne Tore kannst du kein Spiel und schon gar nicht eine Weltmeisterschaft gewinnen.

Nichtsdestotrotz droht die WM in Deutschland nach wie vor die WM mit den wenigsten Toren zu werden. In den bisherigen 60 Spielen fielen lediglich 138 Treffer – ein Schnitt von 2,3 Toren pro Partie. Dabei ist die Chancenverwertung kein Problem, das nur die kleinen, WM-unerfahrenen Teams betrifft.

Als durchaus bedenklich empfinde ich, dass von den zwölf Mannschaften, die im Verlaufe der Achtel- und Viertelfinals ausgeschieden sind, mit Mexiko, Argentinien und Spanien nur drei Teams in der Lage waren, bei ihren jeweils letzten Auftritten bei diesem Turnier ein Tor in der regulären Spielzeit zu erzielen. Wer also vor Ablauf der 90. Minute ein Tor erzielt, ist so gut wie eine Runde weiter.

Das ist den noch im Wettbewerb befindlichen Mannschaften bisher zwar fast immer gelungen (ausgenommen Frankreichs 0:0 im ersten Gruppenspiel der Gruppe G gegen die Schweiz), aber mit durchaus großen Unterschieden, was die Anzahl der Tore angeht. Aus den bisherigen fünf Spielen ergibt sich unter Vernachlässigung von aus einem Elfmeterschießen resultierenden Treffern folgendes Bild:

1. Deutschland: 11 Treffer
2. Italien: 9 Treffer
3. Frankreich: 7 Treffer
4. Portugal: 6 Treffer


Danach ziehen Deutschland und Frankreich als Sieger ihrer Halbfinals ins Endspiel ein, das Deutschland dann für sich entschieden wird. Auch hier also ein eindeutiges Ergebnis zu Gunsten der deutschen Elf.

Sollte sich der Negativtrend, was das Toreschießen angeht, aber dennoch in den letzten Partien dieser WM fortsetzen: Was soll’s! Bisher gab es nur eine WM, nämlich die 1990 in Italien, bei der weniger Treffer pro Spiel fielen als dieser Tage, aber wie dieses Turnier ausging, wissen wir alle nur zu gut.

3. Drei Bremer in Ehren: Bleibt letztlich nur zu hoffen, dass es den Bremer Spielern Klose, Frings und Borowski gelingt, ihre weltmeisterliche Form auch in den letzten beiden Partien unter Beweis zu stellen. An den bereits zuvor erwähnten elf Treffern, waren sie nämlich neunmal direkt oder indirekt, d.h. als Torschütze oder aber als Vorbereiter beteiligt.

1. Klose: 5 Tore, 3 Torvorlagen
2. Frings: 1 Tor
3. Borowski: 1 Torvorlage (für Kloses fünften Treffer)

Spielen und treffen die drei auch in den letzten beiden Partien, kann es nur einen Sieger geben. In diesem Sinne: Die Welt zu Gast beim Weltmeister!!!

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